Digitalisierung im Klassenzimmer

Als ich vor ein paar Wochen angefragt wurde, ob ich den Beruf «Informatiker*In» an einer Schule vorstellen möchte, war ich von Beginn weg begeistert: Schliesslich möchte ich mich auch für die Nachwuchsförderung einsetzen. Ich hab direkt zugesagt, ohne gross darüber nachzudenken, was ich den Kindern vorstellen und beibringen könnte. Ein paar Tage später kamen mir dann erste Zweifel: Bei den Kindern handelt es sich um 7-9jährige. Was wissen sie schon? Es sollte ja spannend sein und einen interessanten Einblick bieten… wo fange ich da nur an? Und vor allem: Was ist zukunftsträchtig? Bis die Kinder in die Berufswahl kommen, wird sich der Beruf so stark weiterentwickelt haben, dass heutige Technologien bereits wieder veraltet sein werden. Fragen über Fragen…

Zum guten Glück kenne ich Monika, die mit ihrer Firma TactumMotum das Format «Technologie erleben» anbietet. Sie verfügt also um jede Menge Gadgets, die nur darauf warten, gebraucht zu werden. Virtual Reality und digitale Sprachassistenten müssten doch bei Kindern noch einen Begeisterungsfaktor hervorrufen, nicht? Nach einer kurzen Absprache mit der Klassenlehrerin ist das Programm fixiert: Einen Einblick in die Möglichkeiten von Virtual Reality und Sprachassistenten. Ob die Kinder wohl auch Ideen haben für Einsatzgebiete davon? Wir werden es herausfinden.

Gesagt, getan… mit ein bisschen Vorarbeit und Konfiguration bin ich bereit. Ich brauche etwa eine halbe Stunde um alles einzurichten. Es gibt eine Ecke mit verschiedenen Cardboards und VR-Brillen zum ausprobieren. In einer weiteren Ecke steht ein Google Home Mini und in der dritten Ecke wartet Alexa auf die Kinder. Bei beiden Sprachassistenten sind Sprechblasen auf Papier aufgehängt mit ein paar Ideen für Sprachbefehle. Die Lichterkette hängt an einem Smartplug und heisst «Weihnachtsbaum» – zwar nicht gerade die aktuelle Saison, aber einfach zu merken. Auf dem Lehrerpult steht eine Google Nest. Meine Brieftasche habe ich im Klassenzimmer versteckt und mein Handy gebe ich kurzerhand der Lehrerin. Ich bin bereit, es kann losgehen.

Die Kinder kommen ins Zimmer und sind voller Vorfreude, als sie all diese Gadgets sehen. «Das kenne ich, das hat mein Vater auch schonmal gehabt», «Ich kenne Alexa», «Im Verkehrshaus haben sie auch solche Brillen»… ich merke bald, das Thema ist nicht neu. Ich starte mit der Frage, wer von den Kindern denn mal in die Informatik einsteigen möchte. Niemand. Huch… etwas ernüchternd, aber Challenge accepted, vielleicht kann ich das ja ändern in den nächsten Stunden.

«Alexa, schalte den Weihnachtsbaum ein» – und das Licht geht an. Es wird ganz still im Zimmer. Wie ist das passiert? «Hey Google, wo ist meine Brieftasche?» – «Deine Brieftasche habe ich zuletzt in … lokalisiert.» Und es fängt an zu läuten. Meine Brieftasche ist mit einem Tile ausgestattet. Und zu guter Letzt: «Hey Google, ruf Brigitte Hulliger an.» Nach kurzer Wartezeit klingelt das Handy bei der Lehrerin. Die Aufmerksamkeit der Kinder hab ich. Da hab ich die Kurve doch noch gekriegt. Phu… ich bin erleichtert.

Wir teilen die Klasse in drei Gruppen auf: Zwei Gruppen gehen je zu einem digitalen Sprachassistenten und die dritte Gruppe kann die verschiedenen VR-Brillen ausprobieren. Ich bin fasziniert, wie die Kinder ohne Berührungsängste an die verschiedenen Gadgets herantreten. Hochdeutsch mit Alexa? Kein Problem! Bei den Brillen muss ich immer ein bisschen aufpassen, dass die Kids sitzen bleiben, immerhin kann man da schon leicht mal die Orientierung verlieren. Die Achterbahnfahrt mit Google Daydream ist das Highlight. «Darf ich nochmal?» «Woaaaaah, da wird mir ganz schwindlig». Auch die Schneeballschlacht ist hoch im Kurs, oder das Aquarium: «Hat’s da Haie drin?». Nach etwas 20 Minuten wechseln wir die Gruppen, so dass alle Kinder mal alles ausprobieren können. Die Begeisterung ist hoch – der Lärmpegel auch. Ich weiss schon, warum ich nicht Lehrerin geworden bin 🙂 Und trotzdem bin ich fasziniert, wie offen die Kinder mit Digitalisierung umgehen und das freut mich.

Nach etwa einer Lektion treffen wir uns alle wieder und besprechen, was das denn nun mit Informatik zu tun hat. Und wie sich solche Dinge im Alltag einbringen lassen? Bei der Frage, ob denn ein digitaler Sprachassistent auch in der Schule etwas bringen könnte, sprudelt es nur so von Ideen. Alexa könnte doch die Hausaufgaben machen für die Schüler 😉 Oder Fragen beantworten, wenn die Lehrerin anderweitig beschäftigt ist. Oder weitere Aufgaben stellen, wenn doch schon alle Hausaufgaben gemacht sind. Alexa könnte auch eine Geschichte erzählen. Oder Musik spielen. Sie könnte beim Rechnen helfen oder den Schülern die Photosynthese erklären. Oder auch einfach mit einem Timer anzeigen, wie lange es noch dauert bis zur nächsten Pause. «Wozu braucht es denn nun Informatiker*Innen wie mich, wenn wir Alexa und co haben?» frage ich die Klasse. Und die Antwort ist wohl eines der grössten Highlights meines Lebens: «Alexa und Google brauchen dich, damit ihr jemand all das beibringen kann.». . Wie schön ist das denn 😀

Nach ein paar Minuten «Kinder Quiz» mit Alexa schliesse ich die Runde ab mit der Frage, wer denn nun mal was mit Informatik machen möchte. Ein paar Hände schiessen in die Höhe. Und aufgrund meiner Mission bei Be Like Grace frage ich natürlich auch noch, ob denn Informatik für Mädchen und Jungs gleichermassen geeignet ist. Fast alle geben mir ein eindeutiges «JA» zurück. Mission geglückt! Ich hoffe, die Kinder behalten diese Einstellung.

Mir hat’s gefallen mit den Kiddies. Und ich habe erfahren, dass gleich im Anschluss an unseren Einblick ein digitaler Sprachassistent bestellt wurde, der nun den Unterricht begleiten wird. Ich bin gespannt, wie sich das einbringen lässt und hoffe, sie behalten alle ihre Unbeschwertheit und lernen gleichzeitig auch, wie sie mit Gadgets wie diesen umgehen müssen. Wer weiss, vielleicht gibt’s mal ein Follow-Up!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert